Schwerstkranke Menschen möchten in vertrauter Umgebung leben und nicht allein sein, wenn sie sterben. Sie brauchen Zeit und Raum, um zu reden und Abschied nehmen zu können. Wie das ökumenisch-ambulante Hospiz von Caritas und Diakonie diese Aufgaben in Rheine wahrnimmt, das wollte die CDU-Landtagsabgeordnete Andrea Stullich genauer wissen. Im Rahmen ihrer Heimattour traf sie sich zusammen mit Vertretern des CDU-Vorstands Rheine beim Caritas-Verband mit Hospizkoordinatorin Anna Zeitler-Schlöder, Abteilungsleiter Gesundheit und Alter, Klaus Jäger, und dem Leiter Verbandspolitik und Kommunikation, Stefan Gude, zum Gespräch.

„Anfangs mussten wir an viele Türen klopfen und uns sehr um Akzeptanz bemühen. Noch vor zehn Jahren spielte das Lebensende in der Medizinerausbildung und auch in der Pflege eine eher untergeordnete Rolle,“ erinnert sich Zeitler-Schlöder an die Anfangszeiten. Inzwischen engagieren sich seit 25 Jahren Ehrenamtliche unter dem Dach von Caritas und Diakonie, um Schwerstkranke und ihre Angehörigen auf dem letzten Lebensabschnitt zu begleiten. Vieles habe sich in dieser Zeit verändert und sei professionalisiert worden. Auch der Anspruch der Hospizbewegung, Sterben und Tod wieder stärker in den Alltag zu holen, das Lebensende ganzheitlich und im Austausch mit medizinischem Fachpersonal und Pflegekräften zu betrachten, kann inzwischen leichter umgesetzt werden. Dazu bieten in Rheine zurzeit etwa 40 Ehrenamtliche ihre Hilfe an.

„Die Männer und Frauen bereiten sich über ein halbes Jahr mit bewährten Unterrichtsinhalten auf diese Begleitung vor. Sie bringen in erster Linie ihre unterschiedlichen Biographien und einen sehr reflektierten Umgang mit Tod und Trauer in diese Arbeit mit ein. Damit können sie als Ergänzung zum Fachpersonal durch ihre Erfahrung eine ganz besondere Hilfe im Abschiednehmen und bei der Auseinandersetzung mit Angst und Trauer sein. Und nicht zuletzt hat Frau Zeitler-Schlöder auch ein gutes Händchen dafür, die Ehrenamtlichen ihres Teams mit Kranken zusammenzubringen, so dass es von der Art und Mentalität her gut passt.“ So schildert Abteilungsleiter Klaus Jäger die Aufgaben. Ein neuer Vorbereitungskurs soll im Februar 2020 beginnen.

„Wir haben heute viel über die ambulante Hospizarbeit gelernt“, sagte Stullich zum Abschluss. „Die ehrenamtlichen Sterbebegleiter leisten eine unschätzbare Arbeit. Mit ihrem Einsatz tragen sie dazu bei, Schwerstkranken und Sterbenden in der letzten Lebensphase Würde und Selbstbestimmung zu bewahren.“ Das Thema Hospiz- und Palliativversorgung gehöre in die Mitte der Gesellschaft und beschäftige aktuell auch den Landtag. Andrea Stullich stellte dazu einen Antrag von CDU und FDP vor, dessen Eckpunkte der Landtag vor der Sommerpause beschlossen hatte. Danach sollen Hospizarbeit und Palliativversorgung NRW-weit auch in den weniger versorgten Bereichen sichergestellt werden. Teams der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung sollen künftig flächendeckend präsent sein. „Zudem soll geprüft werden, wie die palliativmedizinische Versorgung in Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe weiterentwickelt und innovative Konzepte, Modelle und Projekte im Bereich der Hospiz- und Palliativversorgung gefördert werden können“, erläuterte Stullich den Hintergrund des Landtagsbeschlusses.

Wer die vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten im Kreisgebiet kennenlernen will, sollte sich den 14. September vormerken. Dann findet der Kreishospiztag in Rheine in der Akademie für Gesundheitsberufe statt.