NRW-Ministerin Heinen-Esser zu Gast in Ladbergen – Betriebe leiden unter Preiskampf
Beim Besuch von NRW-Landwirtschaftsministerin Ulla Heinen-Esser auf dem Hof von Frank Sundermann auf Einladung der CDU Ladbergen brannte Inhaber Frank Sundermann, Ortslandwirt Jochen Stiepermann, Hendrik König, dem Vorsitzenden des landwirtschaftlichen Ortsverbands in Ladbergen, und den CDU-Gemeinderäten vor allem ein Thema ganz besonders unter den Nägeln: Der Umgang des Lebensmitteleinzelhandels mit der Landwirtschaft.
„Die bekannten Handelsriesen geben bei Preisbildung für Agrarrohstoffe und -produkte den Ton an. Das bringt die Landwirte in unserer Region teilweise an die Existenzgrenze“, machte Frank Sundermann deutlich: „Die Politik muss uns helfen, denn der Preiskampf im Lebensmitteleinzelhandel und ständig neue Auflagen sind für viele Landwirte inzwischen ruinös.“
Ministerin Heinen-Esser betonte: „Sie rennen bei mir offene Türen ein!“ Die Abhängigkeit der Landwirte von der Preisbildung der großen Handelsketten machte ihr große Sorgen. Ungewöhnlich für eine CDU-Politikerin: Heinen-Esser deutete an, dass die Politik wohl nicht um einen Eingriff in die Preisbildung herum käme: „Die Landwirte müssen wieder auf Augenhöhe mit dem Lebensmitteleinzelhandel kommen. Wir müssen unseren mittelständischen Familienbetrieben beistehen und helfen, dass sie unabhängiger von der Preisbildung werden.“
Der Strukturwandel in der Landwirtschaft werde in der CDU nicht mit „Wachse oder weiche“ überschrieben – „das ist nicht unsere Politik“, machte Heinen-Esser deutlich. Die CDU wolle Umweltschutz, Verbraucherschutz und berechtigte wirtschaftliche Interessen der Bauern zusammenzuführen. „Heutzutage bedeutet Wachstum für uns auch nicht mehr Wachstum in die Größe des Betriebs, sondern Wachstum für mehr Tierwohl“, sagte Hendrik König, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ortsverbands in Ladbergen. Viele Landwirte würden Vorgaben der Initiative Tierwohl längst umsetzen, bekämen dafür aber nicht die versprochenen Zuschläge und stünden am Ende mit leeren Händen da. Und wenn Discounter behaupten würden, freiwillig mehr für Tierwohl tun zu wollen, seien das in Wahrheit nur Aushängeschilder, um die Leute in die Läden zu locken. „Hinzu kommt: Die Bekundungen der Verbraucher, für mehr Tierwohl auch mehr bezahlen zu wollen, bleiben oft nur Lippenbekenntnisse“, ergänzte Sabine König, CDU-Gemeinderätin und Kreisvorsitzende der Landfrauen.
Auch hier stimmte Ministerin Heinen-Esser zu: Leider sei es tatsächlich „völlig illusorisch“, dass die Menschen freiwillig mehr bezahlten. Deshalb brachte Heinen-Esser auch eine zentrale Marketing-Agentur für die Landwirtschaft ins Spiel, bei deren Aufbau die Politik helfen könnte, „denn viele Menschen wissen einfach nicht, was Landwirte heute leisten und wie hoch die Qualität der Erzeugnisse ist.“ Für Aufklärung und damit für Verständnis sorgen und so Vorbehalte und Vorurteile abbauen, müsse das Ziel sein, damit Verbraucher umdenken.
„Unsere Landwirtschaft arbeitet unter den weltweit höchsten Standards. Dafür verdient sie Anerkennung – und faire Preise“, fasste die CDU-Landtagsabgeordnete Andrea Stullich zusammen, die das Gespräch zwischen der Ministerin und den Landwirten auf Bitten der CDU Ladbergen organisiert hatte. „Bäuerliche Betriebe dürfen nicht länger in immer neuen Auflagen ersticken, sonst geben noch mehr Landwirte ihre Höfe auf“, sagte Stullich, Dann würden die Nahrungsmittel aus Ländern importiert, die sich weder an Tierschutz noch an ökologische Anforderungen hielten – „und damit ist dann gar nichts gewonnen.“
Nach dem einstündigen, intensiven Gespräch in Ladbergen fuhr Ministerin Heinen-Esser mit der Zusage zum nächsten Termin weiter, im Gespräch zu bleiben. Ihr Themen sollen die Ladberger Landwirte nun im Gespräch mit den Fachleuten des Ministeriums vertiefen.