Beim Unternehmensbesuch waren sich CDU-Landtagskandidatin Andrea Stullich aus Rheine und der Rheiner Textilunternehmer Jan Kettelhack schnell einig: Eine Landesregierung, die die mittelständische Industrie unterstützen will, kümmert sich vor allem um das Thema „Entbürokratisierung“. Kettelhack beklagte, dass das Land Nordrhein-Westfalen immer noch einen Schritt weitergehe, wenn die Bundesregierung EU-Vorgaben ohnehin schon schneller und strenger umsetze als andere europäische Regierungen. „Wir werden in NRW nicht nur strenger reglementiert als unsere Mitbewerber in Europa, sondern sogar auch strenger als der Mitbewerber nur einige Kilometer weiter in Niedersachsen“, sagte Kettelhack. Manchmal stelle er sich schon die Frage, ob mittelständische Industrie in NRW überhaupt noch gewollt sei.
Stullich unterstützte den Unternehmer. „Die Wirtschaftspolitik in NRW wird eigentlich vom Umweltminister gemacht“, sagte die CDU-Politikerin. Ziel ihrer Partei sei es, überflüssige gesetzliche Regelungen abzuschaffen, um Unternehmen zu entlasten und ihnen so neue Entwicklungsmöglichkeiten zu geben. „Für jedes neue Gesetz muss mindestens ein altes Gesetz abgeschafft werden, besser wären sogar drei“, so Stullich.
Kettelhack hatte Stullich über die 143jährige Geschichte des Familienunternehmens berichtet, die durch eine permanente Veränderungsbereitschaft und zukunftsorientiertes Denken geprägt ist. „Unser Erfolgsrezept ist heute ein ganz anderes als das meines Urgroßvaters, der das Unternehmen gegründet hat“, so Kettelhack. Dass Unternehmen hat heute 95 Mitarbeiter und produziert unifarbene Bettwäsche für Hotels, Krankenhäuser und Pflegeheime. „Unser Vorteil gegenüber der asiatischen Billigkonkurrenz ist, dass wir näher am Kunden sind und Produktqualität garantieren können“, sagte Kettelhack. So könne ein Hotel, das Kunde seines Unternehmens sei, sicher sein, bei Ersatzbestellungen für einen Teil seiner Bettwäsche genau die gleiche Qualität und exakt den gleichen Farbton zu bekommen. „Wer mal hier und mal dort bestellt hat bald ein farbliches und qualitatives Durcheinander“, so der Unternehmer. Außerdem rüstet Kettelhack Gewebe für Arbeits- und Berufsbekleidung aus. Gemeinsam mit anderen Textilunternehmen aus der Region bietet Curabelle, ein Kettelhack-Tochterunternehmen zudem farblich aufeinander abgestimmte Komplettlösungen für die Ausstattung von Senioreneinrichtungen mit Bettwäsche, Bettwaren, Frottierwaren und Wohndecken an.
Der Unternehmer warb bei Stullich für die Unterstützung der Initiative der bayerischen Wirtschaftsministerin Aigner und ihres NRW-Kollegen Duin für eine Deckelung der EEG-Umlage durch einen Streckungsfonds. „Vor allem wegen der immer weiter steigenden EEG-Umlage setzt sich unser Strompreis mittlerweile zu 75 Prozent aus Steuern und Abgaben zusammen“, sagte Kettelhack. Da vor allem nachfolgende Generationen von der Energiewende profitierten, sollten deren Kosten auch auf mehrere Generationen verteilt werden.
Stullich versprach sich im Falle ihrer Wahl in den Landtag für die mittelständische Industrie einzusetzen. „Der Mittelstand ist prägend für die Wirtschaft im Münsterland. Die jetzige Landesregierung hat seine Interessen aber viel zu wenig im Blick. Das möchte ich ändern, denn wir brauchen einen handlungsfähigen Mittelstand.“, sagte die Christdemokratin.